Pflanzliche Beruhigungsmittel – Natürlich und schonend zur Ruhe kommen

Pflanzliche Beruhigungsmittel – Natürlich und schonend zur Ruhe kommen

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Ständig unruhig und angespannt? Es müssen nicht gleich Psychopharmaka sein. Pflanzliche Beruhigungsmittel helfen auf sanfte Weise, die mentale Balance zu finden.

Was ist ein pflanzliches Beruhigungsmittel?

Ein pflanzliches Beruhigungsmittel ist letztlich nichts anderes als eine Pflanze bzw. ein pflanzliches Extrakt, welches aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften eine beruhigende Wirkung erzielen kann.

Viele beruhigende Pflanzen kennen wir schon sehr lange. Sie blicken innerhalb der Volks- und Naturheilkunde auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Sie werden mittlerweile auch in Duschgelen, ätherischen Ölen oder Badezusätzen verwendet, um auf aromatherapeutische Weise für Beruhigung und Entspannung zu sorgen.

Die meisten Produkte, Tees und Präparate enthalten dabei in der Regel eines oder mehrere Extrakte aus Pflanzen wie:

  • Baldrian
  • Hopfen
  • Johanniskraut
  • Melisse
  • Passionsblume
  • Kamille
  • Lavendel
  • oder Safran

Zu den Anwendungsbereichen beruhigender Pflanzenextrakte zählen jedoch nicht nur Nervosität und innere Unruhe. Auch Schlafstörungen, starker Stress und in manchen Fällen auch depressive Verstimmungen, Ängste und mentale Erschöpfung können sich unter Verwendung beruhigender Pflanzenextrakte verbessern.

Sind pflanzliche Beruhigungsmittel rezeptfrei?

 

Pflanzliche Beruhigungsmittel sind in der Regel rezeptfrei. Im Gegensatz zu verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln sind beruhigende Pflanzenextrakte sehr viel besser verträglich. Bei ordnungsgemäßer Einnahme kommt es also nur selten zu Neben- oder Wechselwirkungen.

Daher sind pflanzliche Beruhigungsmittel nicht nur in Apotheken erhältlich, sondern oftmals auch in Online-Shops und -Drogerien. Zur Orientierung kannst du dir als Faustregel jedoch merken, dass Produkte aus Drogerien und Supermärkten in der Regel nicht mit Produkten aus phytopharmazeutischer Erzeugung mithalten können.

Als Faustregel gilt: Extrakt ist nicht gleich Extrakt. Daher solltest du im Zweifel immer auf ein sehr hochwertiges Produkt zurückgreifen, dessen Rezeptur sich aus wirksamkeitsbestimmenden Komponenten zusammen setzt. Im Zweifel lohnt sich also eine Beratung in der Apotheke.

Leidest du unter anhaltenden und stark einschränkenden Unruhe- oder gar Angstattacken sollte natürlich auch der Gang zum Psychologen keinesfalls ausbleiben. Ratsam ist es jedoch in diesem Fall auch, sich nicht sofort Antidepressiva oder vergleichbare Mittel verschreiben zu lassen. Manche Pflanzenextrakte konnten schließlich laut Studienlage auch im Vergleich mit gängigen Psychopharmaka sehr gut abschneiden.

 

5 Natürliche Beruhigungsmittel und ihre Vor- und Nachteile

Im Folgenden wollen wir Ihnen 5 natürliche Beruhigungsmittel vorstellen. Alle hier aufgeführten Pflanzenextrakte haben sich als wirksam erwiesen und sind zudem sehr risikoarm. Trotzdem solltest du die Wahl des für dich passenden Präparates sehr ernst nehmen.

1. Passionsblume als natürliches Beruhigungsmittel

Die Passionsblume ist auch als Passiflora bekannt und wird in der Volksmedizin als krampflösende und beruhigende Pflanze eingesetzt. Die Passiflora kann sowohl gegen Ängste und Nervosität als auch als potente Einschlafhilfe eingesetzt werden. Die Passionsblume wird dabei als sicher eingestuft und hat kaum bekannte Nebenwirkungen.

Daher eignet sich die Passionsblume als natürliches Beruhigungsmittel für leichte und mittelschwere Unruhezustände sowie für milde Angststörungen [1]. Als Kombination mit Baldrian und Hopfen wirkt sie jedoch auch gut in Tees zur Förderung guten Schlafes.

 

2. Hopfen als natürliches Beruhigungsmittel

Hopfen kommt als natürlicher Bestandteil von Bier vor. Dabei blickt die Pflanze auf eine jahrhundertelange Tradition in der Naturheilkunde zurück, bei der insbesondere die Behandlung von Schlafstörungen und nervlicher Anspannung im Zentrum steht.

In Form von Dragees, Kapseln, Tabletten oder Tees begegnet uns Hopfen jedoch meist in Kombination mit Baldrian oder auch Melisse und Passionsblume. Da Hopfen also oftmals in Kombinationspräparaten vorliegt, ist seine alleinige Wirkung etwas weniger intensiv beforscht worden. Im Zusammenhang mit milden Unruhezuständen und leichten Depressionen konnte es sich allerdings in einigen Studien behaupten [2].

Da Hopfen bzw. Hopfen-Kombi-Präparate sehr stark einschläfernd wirken können, solltest du solche Mittel nach Möglichkeit zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen einnehmen. Im Büro bzw. im Alltag kann dieser Nebeneffekt des Extraktes zu Konzentrations- und Leistungsproblemen führen.

 

3. Johanniskraut als natürliches Beruhigungsmittel

Johanniskraut zählt zu den am besten erforschten natürlichen Beruhigungsmitteln. In Studien konnte der traditionsreichen Pflanze nicht nur im Zusammenhang mit Angst und Unruhe, sondern auch mit leichten bis mittelschweren Depressionen eine solide Wirkung nachgewiesen werden [3].

Auch Johanniskraut wird dabei als sicher eingestuft: Es sind wenig Nebenwirkungen bekannt. Allerdings wissen wir nach derzeitigem Stand, dass die Langzeitanwendung von Johanniskraut-Extrakten bei manchen Menschen zu Sonnenempfindlichkeit führen kann.

Auch für Frauen im gebärfähigen Alter ist bei der Einnahme von Johanniskraut etwas Vorsicht geboten: Das beliebte Pflanzenextrakt kann nämlich die Wirkung der Antibabypille beeinträchtigen. Im Falle einer Einnahme solltest du also zusätzliche Verhütungsmaßnahmen ergreifen.

 

4. Baldrian als natürliches Beruhigungsmittel

Baldrian ist ein absoluter Klassiker unter den natürlichen Beruhigungsmitteln. Der Vorteil versteht sich dabei von selbst: Baldrianpräparate gibt es mittlerweile fast überall. Ähnlich wie Hopfen und Passiflora liegt Baldrian oftmals auch in Kombi-Präparaten vor.

Dabei ist insbesondere die schlaffördernde bzw. einschläfernde Wirkung von Baldrian sehr potent. Ein Nachteil vieler hochdosierter Präparate ist in diesem Zusammenhang, dass sie nur direkt vor dem Einschlafen und weniger bei anhaltender Unruhe im Alltag eingesetzt werden können.

Ein Nachteil der guten Verfügbarkeit von Baldrian ist übrigens auch, dass die Dosierungen und Qualitätsstandards gerade in Drogerien oder Online-Shops sehr stark variieren können. Es empfiehlt sich also im Falle Baldrians fast immer, sich in der Apotheke beraten zu lassen.

 

5. Safran als natürliches Beruhigungsmittel

Safran ist im europäischen Raum insbesondere in den letzten Jahr immer mehr erforscht worden. In der persischen Gesundheitslehre ist es seit Jahrtausenden bekannt. Wegen seiner Kostbarkeit, aber auch wegen seiner gelben Farbstoffe gilt Safran auch als Gold des Orients. Schon der erste Arzt der Welt, Avicenna, Namensgeber des „Medicus“, setzte Safran erfolgreich für die Behandlung verschiedenster Leiden ein. Unter anderem ist Safran in der persischen Naturheilkunde als natürliches Mittel gegen innere Unruhe, Stress und Antriebslosigkeit.

So wird das rote Gold oftmals als natürlicher Stimmungsaufheller bei seelischen Tiefs und Reizbarkeit eingesetzt. Grund dafür ist seine Wirkung auf die Neurotransmitter Cortisol und Serotonin. So kann ein hochdosiertes Safran-Extrakt einerseits das Stresshormon Cortisol regulieren [4] und andererseits auch das Glückshormon Serotonin stabilisieren [5].

In Studien konnte die Vergabe von 30 mg Safran-Auszügen sogar mit gängigen Antidepressiva mithalten! Anders als bei einigen anderen Pflanzenpräparaten sind im Falle Safrans keine Neben- oder Wechselwirkungen bekannt [6]. Einzig bei der Auswahl des richtigen Anbieters ist etwas Vorsicht geboten.

Aufgrund seiner zunehmenden Beliebtheit und des hohen Preises werden vermehrt Safran-Präparate angeboten, deren Extrakte gestreckt oder gar verunreinigt sind. In vielen Fällen wird auch die in Studien belegte Dosierung von 30 mg deutlich unterschritten. Daher solltest du von Lifestyle- oder Drogerieprodukten Abstand nehmen und auf ein hochwertiges Erzeugnis zurückgreifen.

Fazit: Welche Pflanze ist das beste Beruhigungsmittel?

 

Zur Wahl des richtigen pflanzlichen Beruhigungsmittels solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • Nehme ich die Antibabypille?
  • Will ich in erster Linie meinen Schlaf verbessern?
  • Wie stark sind meine Unruhezustände?
  • Liegt eine psychologische Diagnose wie Depression oder Angststörung vor?
  • Kann ich mich nach der Einnahme des Präparates ausruhen?

Je nachdem, wie die Antwort auf diese Fragen aussieht, solltest du dein Präparat auswählen. Suchst du ein mildes pflanzliches Beruhigungsmittel, um deinen Schlaf zu verbessern, brauchst du vielleicht gar kein Präparat aus der Apotheke. In diesem Fall könnte ein guter Tee mit Hopfen, Passionsblume und Baldrian schon sehr hilfreich sein.

Sind innere Unruhe und Nervosität hingegen ein vorbestehendes Problem, das im Rahmen einer Angststörung oder Depression auftritt, solltest du eher ein hochdosiertes Präparat mit Johanniskraut oder Safran ausprobieren. Da du die Einnahme eines solchen Produktes idealerweise fest in deinen Alltag integrierst, sollte es auf keinen Fall eine einschläfernde Wirkung haben.

Ratsam ist es außerdem, insbesondere im Falle einer vorliegenden psychologischen Diagnose, sehr akribisch auf die Qualität des verwendeten Pflanzenextraktes zu achten. Extrakt ist keinesfalls gleich Extrakt. Insbesondere im Falle von Johanniskraut- und Safran-Präparaten gibt es zahlreiche gestreckte oder sogar verunreinigte Produktvarianten.

Daher lohnt es sich, sich vor Ort in der Apotheke eingehend beraten zu lassen. Suchst du ein Produkt, das auch in der Langzeitanwendung hochwertig und zuverlässig unterstützt, solltest du ein hochdosiertes Safran-Präparat ausprobieren.

Zuletzt solltest du auch deinen Lebensstil als Faktor bzw. Ursache für Unruhe und Ängste berücksichtigen. Setze Prioritäten, achte auf deine Ernährung und bemühe dich aktiv um eine gute Stressbewältigung. Mit der richtigen Balance maximierst du die Wirksamkeit deines pflanzlichen Beruhigungsmittels.

 

Quellen

[1] Miyasaka, L. S.; Atallah, A. N.; Soares, B. G. O. (2007), Passionflower in the treatment of generalized anxiety: a pilot double-blind randomized controlled trial with oxazepam, Cochrane database for systematic reviews, Volume 1, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17253512/.

[2] Kyrou, I.; Christou, A.; […]; Tsigos, C. (2017), Effects of a hops (Humulus lupulus L.) dry extract supplement on self-reported depression, anxiety and stress levels in apparently healthy young adults: a randomized, placebo-controlled, double-blind, crossover pilot study, Hormones (Athens), Volume 16, Issue 2, p. 171-180, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28742505/

[3] Deutsche Apothekerzeitung, Arzneimittel und Therapie, Phytopharmaka: Wie Johanniskraut wirkt, Online-Artikel: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2001/daz-9-2001/uid-331

[4] Asalgoo, S.; Tat, M.; […]; Jahromi, G. P. (2017),The Psychoactive Agent Crocin Can Regulate Hypothalamic-Pituitary-Adrenal Axis Activity, Frontiers in Neuroscience, Volume 11, p. 668, published online: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnins.2017.00668/full.

[5] Siddiqui, M. J.; Saleh, M. S. M.; […]; Khatib, A. (2018), Saffron (Crocus sativus L.): As an Antidepressant, Journal of Pharmacy & BioAllied Sciences, Volume 10, Issue 4, p. 173-180, published online: http://www.jpbsonline.org/text.asp?2018/10/4/173/245912.

[6] Shafiee, M.; Arekhi, S.; […]; Sahebkar, A. (2018), Saffron in the treatment of depression, anxiety and other mental disorders: Current evidence and potential mechanisms of action, Journal of Affective Disorders, Volume 227 p. 330-337, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29136602/.